Video Spine & Spline, Mythen & Fakten - was ist beim Pfeile bauen zu beachten?

Dieses Video beschäftigt sich mit der Innenballistik, dem Verhalten des Pfeiles, dem Spine und dem sog. Spline
Hier ist es: Video

An dem Video wirkt Prof. Dr. Spura mit, Technische Hochschule Lippstadt, Maschinenbauwesen. Dr. Spura ist Compoundschütze, wohl auch ziemlich erfolgreich. Daher lohnt es sich schon, sich damit zu beschäftigen.

Zuerst geht es um den Zusammenhang zwischen Golfen und Bogenschießen. Mir selber erschließt sich aber kein Grund, diese beiden Sportarten irgendwie in Verbindung zu bringen. Die Elastizität des Golfschlägers wird mit dem Spine des Pfeiles in Verbindung gebracht. Irgendwie seltsam. Ich habe nicht begriffen, weshalb.

Dann kommt er auf das Lösen der Finger zu sprechen und redet davon, dass sich die Sehne (Recurve wohlgemerkt!) um die Fingerkuppen herum schlängelt und dadurch eine Seitwärtsbewegung entsteht. Auf den erstklassigen Hochgeschwindigkeitsvideos von Beiter ist genau das eben nicht zu beobachten. Die Sehne (Beschleunigung rund 800g) bewegt sich beim Lösen gradlinig nach vorne und wirft die Zugfinger zur Seite. Der Pfeil wird durch die Resultierende der Sehnenkraft und seiner Massenträgheit aus seiner vorderen Masse und der Spitzenmasse gebogen und ca 3ms weitergeschoben, bis die Beschleunigung soweit abgeklungen ist, dass die kritische Knickkraft für den Pfeil unterschritten wird und er ab jetzt auf Grund der hineingepumpten Federenergie frei schwingen kann.

Beim Compound wird es ganz anders aussehen. Die Beschleunigung des Pfeiles beginnt beim Compound mit ca 200g. Da biegt sich garnichts... Erst im zweiten Drittel der Beschleunigungs-Zeitkurve erreicht der Compound seine maximale Beschleunigung des Pfeiles von 300-400g. Wenn man sich Zeitlupenaufnahmen vom Compoundschießen anschaut, vor allen Dingen die, die die Pfeilauflage zeigen, sieht man keine wie auch immer geartete Durchbiegung des Pfeiles. Das deutet darauf hin, dass beim Compoundschießen grundsätzlich keine relevante Durchbiegung des Pfeiles wie beim Recurve erfolgt. Wegen dieser starken Durchbiegung muß die Richtung der Primärdurchbiegung festgelegt sein, das geschieht durch eine konstruktiv vorgegebene Schräglage des Pfeiles im Bogen. Das ist der Stand der jahrhundertealten Technik.

Prof. Dr. Spura erwähnt zwar die Euler-Fälle, und damit implizit die Euler-Knickgleichung, beschreibt aber die Durchbiegung des Pfeiles primitiv statisch. Es ist ein dynamischer Vorgang, der nichts mit der Pfeilanlage Button zu tun hat, sondern nur mit der Massenträgkeit des Pfeiles, also der Masse des vorderen Teiles des Pfeiles und der Spitzenmasse. In meinem Modell geht dazu die kritische Knicklänge des zu untersuchenden Pfeiltyps und die Spitzenmasse ein. Weshalb erklärt Prof. Dr. Spura das nicht wirklich ausführlich? Zeit genug wäre gewesen...

Gerade hier gilt, dass man zwar Erklärungen vereinfachen, aber den Fall selber nicht einfacher machen soll. (Frei nach Albert Einstein)

Seine weitere Erläuterung, dass beim Recurve die Zugfinger in Verbindung mit dem Button die Richtung des Pfeiles bestimmen, ist nicht richtig. Dann würden beispielsweise erhebliche Unterschiede herauskommen, wenn man einen Recurve normal mit Tab oder mit einem Release schießt. Das ist aber nicht der Fall.

Was ich persönlich aus dem Vortrag voll und ganz unterschreiben würde ist, dass er die Hype mit Spine und Spline hinsichtlich der Auswirkung auf die Treffgenauigkeit gründlich und vollständig auseinandergenommen hat. Und das man das mit Treffbildern aus einer Schießmaschine untermauert hat Auch die Teste auf Treffgenauigkeit mit einer Schießmaschine waren gut und haben zuverlässige Werte zur Beurteilung der Aussagen geliefert

Insofern ist das Video schon nützlich und hilfreich

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