beim Rumstöbern im Internet fiel mir auf, dass es jede Menge von Bogenschießakademien und -lehrgängen gibt, die sich mit instinktiven Bogenschießen beschäftigen und Spass, Spiel, Spannung, Entspannung, Erkenntnis des höheren Seins, innere Harmonie und was auch immer versprechen. Dazu kommt noch ein erklecklicher Anteil, in denen dieses Schießen als therapeutisches Mittel bei allen denkbaren psychischen Problemen, von der Unfähigkeit sich zu konzentrieren bis zur Hilfe bei schweren Traumata angeboten wird. Was ist da überhaupt dran?
Zu Beginn Zitate, die sich auf diesen Seiten finden:
Lars Christiansen auf seiner Website, Zitat:
INTUITIVES BOGENSCHIESSEN ist eine eher traditionelle Form des Bogenschießens Es werden keine Zielvorrichtungen.... Beim intuitiven Bogenschießen ruhen beide Augen auf dem Ziel, und der Schütze ist offen für weitere Wahrnehmungen Wie beim Werfen auf einen bestimmten Punkt schafft es der ... kontinuierlichen Abgleich von Ziel und tatsächlich
Erreichtem eine passende körperliche und geistige Einstellung... kommt es darauf an, einen möglichst achtsamen Wahrnehmungszustand mit den richtigen Bewegungsmustern zu verbinden
Henry Bodnik, Zitat:
Instinktives Bogenschießen ist ein Begriff mit tiefen Hintergründen und einer langen Historie. Es ist die Philosophie von Saxton Pope, Art Young, Howard Hill, Fred Bear und vieler anderer Ikonen unseres heutigen Bogenschießens.
Michael Zahnen, Zitat:
... für Manager und Führungspersönlichkeiten. Und hier ist es besonders das Intuitive Bogenschießen, das sich als Mentaltraining für Manager und Führungskräfte eignet. Durch den Wechsel von Anspannung und Konzentration zu Entspannung und Loslassen kommen beim intuitiven Bogenschießen...
Alle drei versprechen in ihren Kursen den Teilnehmern instinktives Bogenschießen beizubringen und nehmen dafür recht happige Kursgebühren. Ein ziemlich hoher Anspruch.
Mit welchen Bewegungsabläufen ist nun das Instinktivschießen vergleichbar, wenn man den Anspruch dieser Anbieter ernst nimmt?
1.Das Beispiel von Christiansen ist schon ziemlich zutreffend, das Werfen, Schleudern von Steinen oder Schneebällen, das Werfen von Lanzen.
Dafür gibt es in der Mythologie prominente Helden: David, der Goliath mit einem geschleuderten Stein genau auf die Stirn trifft und Hagen, der seinen Speer genau auf dem Kreuz auf Siegfrieds Rücken (da wo das Lindenblatt klebte, als Siegfried im Blute des getöteten Drachens badete) versenkte.
2. Das Jonglieren mit mehreren Bällen, Keulen oder Messern auf der Varietéebühne
3. Tanzen, Ballett
In allen drei Fällen (es gibt noch weit mehr Beispiele) ist das Treffen, das Fangen und Werfen, die extrem koordinierte Bewegung mit einem Partner/Partnerin nur durch das reine Körpergefühl steuerbar. Und wie kann man es lernen?
Man muß begabt sein. Es wird nicht jeder diese Fähigkeiten erreichen. Das ist die Grundvoraussetzung. Und dann muß man wissen, dass Varietéejongleure, Tänzer/Tänzerinnen diese Fähigkeiten nicht für den Freizeitspass haben, sondern für ihren Beruf benötigen. 5-10 Stunden Training jeden Tag dürfte da die Grundvoraussetzung sein. Und das wollen diese Kursanbieter ihren Teilnehmern in max 10 Stunden vermitteln? Davids Wurf hat es ja nicht umsonst in die Mythologie geschafft (OK, mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit ist dieses Ereignis erstunken und erlogen - genau wie der Robin Hood Schuß)
Tja und wenn man sich auf Trickbetrüger wie Howard Hill beruft (Nicht ein einziges ernstzunehmendes Bogenturnier hat er gewonnen, aber verbreitet wird, er hätte 196 siegreich beendet, auf Fred Bear, der neben einem getöteten Elefanten posiert, und das noch "Philosophie"- Liebe zur Wissenschaft nennt, ja dann fällt es mir schwer, diese Fachleute für "intuitives Bogenschießen" ernst zu nehmen.
Trickschützen wie PeterOStecher, Ferguson, Anderson gehen als Beispiel nicht, wenn man weiß, dass sie für ihre Tricks eine immense Zeit investieren, auch sie üben diese Dinge als Beruf aus.