Rezension von "Goldangst:Was es ist und was sie tun können" von Thomas Sillmann, erschienen 2016, ISBN 9783737591973

Der Autor, so stellt er sich selber im Internet vor:
Thomas Sillmann, Jahrgang 1977, studierte Politik und Philosophie in Bamberg und England, arbeitete als Redakteur für Zeitungen und Verlage und ist heute PR-Berater. In seiner Freizeit widmet er sich dem Bogensport. Nach Erfolgen auf nationaler und internationaler Ebene brachen seine Leistungen 2013 jedoch ein. Seither erforschte Sillmann das Phänomen der Goldangst, einer Leistungs-Störung unter Bogensportlern

Und so beschreibt der Autor selber sein Buch:
"Ich kenne zig Bogensport-Experten, die angeblich wissen, wie man Goldangst bekämpft. Aber ich kenne keinen Bogensportler, bei dem die Rezepte jemals richtig funktioniert hätten", sagt Thomas Sillmann und präsentiert mit "Goldangst: Was es ist und was Sie tun können" einen komplett neuen Ansatz.

Ich selber habe das Buch nicht vollständig gelesen, sondern nur die Leseproben und an Hand dieser Leseproben werde ich das Buch bewerten.

Durch das gesamte Buch zieht sich wie ein roter Faden eine Ausdrucksweise, die wohl wissenschaftlichen Anspruch zeigen soll, aber bei näherer Betrachtung doch nur Worthülsen liefert. Beispiel: die "Fähigkeit" Bogen zu schießen wird als "Performance" bezeichnet, nochmal aufgehusst durch "komplex", also eine "komplexe Performance". Weiter wird diese komplexe Performance durch Paradoxien gestört, die dem ganzen Problem den hochkomplexen Umfang geben. Dann schreibt er, dass sein Buch für die Praxis der Bogensportler gedacht ist. Also ein sehr, sehr hoher Anspruch. Sillmann erforscht ein hochkomplexes Problem das -seiner Ansicht nach- auf diese tiefschürfende Art noch nie behandelt wurde und gibt gleichzeitig Bogensportlern handfeste Hinweise, wie sie mit Goldangst fertig werden sollen.

Nun baut Sillmann einfache Häuschen, PowerPoint eignet sich gut dazu, hier ein Beispiel, wie seine "Performance" zustande kommt,

und dass dieses hübsche Häuschen durch die böse Goldangst zerstört wird.
Wem hilft das? Physiologie beschreibt das gesamte physikalische und chemische Zusammenwirken
der Zellen im gesamten Organismus. Was soll diese Kombination aussagen?
Sicher sind die Einflüsse der Physiologie für Emotionen, Gefühle, Denken
und alles zusammen für das Verhalten verantwortlich. Und was hat das nun genau mit Goldangst zu tun?

Bei jedem Vortrag eines Werbegurus, der irgendwelche Strategien verkaufen
will, taucht in irgendeiner Form diese abgelutschte Grafik auf.
Alles hängt irgendwie und irgendwo zusammen und ist für Goldangst
verantwortlich. Was will uns der Autor damit sagen?

Die folgenden Texte sind -genau wie die beiden vorhergehenden Grafiken- den Leseproben als screen shot entnommen worden.

Hierzu muß man sagen, dass m.W. Sillmann überhaupt keine Qualifikation
weder in physikalisch-technischer Hinsicht noch in der Ausbildung von Bogenschützen
nachweisen kann. Seine Behauptung, dass er keine Bogenschützen kennt, die mit Target
Panic (Goldangst ist nur eine Untergruppe dieser extrem unangenehmen Fehlerquelle)
fertiggeworden sind, entweder mit Rat und Tat kompetenter Schützenkameraden oder
durch Therapie bei einem fachkundigen Psychologen, dürfte nicht richtig sein.
Die Therapie ist nur langwierig. Wird ein fachkundiger Psychologe eingeschaltet,
wird sie fast immer erfolgreich sein. Bei Blankbogenschützen wird es die größten Probleme geben,
die wohl auch tatsächlich nicht alle lösbar sein werden. Diesen aber den Rat zu geben, auf Compound umzusteigen ist schon sehr, sehr seltsam. Diese und die unsachliche Abwertung des Trainers durch den Laien Thomas Sillmann sagt viel über sein eigenes Selbstverständnis aus.

Hier wird Goldangst als "komische Störung" beschrieben, ein amerikanischer Psychologe Dr. Crowley
wird so zitiert. Auch von ihm ist nichts und nirgends etwas zu finden, wie er Target Panic bekämpft,
bzw. sie beseitigen will. Sillmann nimmt sich wohl ein Beispiel an diese Herangehensweise,
denn auch bei ihm ist nirgends eine Handlungsanweisung zu finden, die konkret Target Panic beseitigen kann.

Letztendlich resigniert auch Sillmann und bietet keine Lösung an:

Und im letzten Hausbildchen stellt sich der Autor als der allumfassende Problemlöser hinsichtlich Target Panic (Ich vermeide den Ausdruck "Goldangst" weil dieser das Problem nicht umfassend genug im Ausdruck definiert) dar. Seine "ganzheitliche" Lösung ist zwar nicht definiert, auch nicht in groben Zügen, sondern wird als Heilbringung einfach so postuliert.

Tja, wenn ich meinen Bücherschrank so durchsehe, und Sillmanns Buch über Target Panic mit der Reihe von Büchern vergleiche die ich im Laufe meiner über vierzigjährigen Bogenschützentätigkeit gelesen habe,- sie macht einen halben Meter in meinem Bücherschrank aus-, dann bin ich mir sicher, dieses Buch werde ich mir nicht kaufen. Es hat keine Substanz, ist eine Aneinanderreihung von unbewiesenen Behauptungen ohne Zusammenhang zu neuen Erkenntnissen in der Neurobiologie, ohne wirkliches Fachwissen weder über die physikalisch-technischen Gegebenheiten noch über die komplexen Zusammenhänge zwischen Gehirn und Handeln. Es ist das Buch eines PR-Agenten, der mal schnell sein rudimentäres Wissen über Bogenschießen zu Geld machen will. Einen erster Versuch von Sillmann in dieser Richtung gab es 2012. Wie es ihm da mit seinem Erstlingswerk "Pfeilschnell an die Spitze - Analytisches Training für erfolgreiches Bogenschießen" erging, ist in dem Forum "free Archers" sehr schön nachzulesen.

Um dieser Rezension doch noch einen positiven Touch zu geben, hier meine Empfehlung. Da ist auch keine direkte Lösung des Target Panic Problems zu finden, die kann in schweren Fällen (Leistungsschützen) nur individuell durch ausgebildete Psychologen gebändigt werden, aber doch jede Menge Hinweise, wie man Schützen trainieren sollte. Man muß nur soviel Intelligenz aufbringen, die Verfahren in das Bogenschießen umzusetzen. Und ja, das geht. Hier die Empfehlung an Ausbilder:

Psychologie für Sportschützen, Dr. Hannes Kratzer, ISBN: 978-3-8442-7306-9

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