Mittagspause mit Smith & Wesson
Scharfschießen wird in Hamburg zum Freizeit-Spaß
Von Günter Frech (Hamburg),Der Banker kann in der Mittagspause hierher kommen, macht ein paar Schießübungen und geht dann wieder in die Bank, sagt Alfred Reinecke, Inhaber der Magnum Action Shooting GmbH", mit sichtlichem Stolz. Die Abzugs? und Lüftungsanlage seiner drei Schießstände sei so stark, da bleibt kein Pulver auf dem Anzug". Die Schießstände liegen im Souterrain eines Geschäftsgebäudes in der Hamburger Innenstadt zwischen Rathaus und Hauptbahnhof, da, wo sich der gehobene Stand der Hanseaten zum Shoppen und Dinieren trifft. Geschossen wird demnächst mit scharfer Munition aus klein und großkalibrigen Handfeuerwaffen. Noch werkeln Handwerker in der ehemaligen Filiale einer Bank. Hier und da
muss noch nachgebessert werden, um die
Auflagen der Ordnungsbehörde zu erfüllen. Reinecke hofft, dass ab Anfang März scharf geschossen werden kann. Bislang tut er das nur zu Demonstrationszwecken, bevorzugt mit der Königin unter den Handfeuerwaffen, einer 44er Magnum. Im Hauptberuf ist Reinecke Rechts anwalt, auch sei er im Besitz der Waffen- handelslizenz, erzählt er. Da können Sie sicher sein, dass ich von den Behörden durchleuchtet wurde"; dennoch habe sich die Polizei bei ihm erkundigt, ob jetzt „Busladungen voller schießwütiger Möchte gern?Djangos" das noble Geschäftsviertel bevölkern. Der Mann mit der Lizenz zum Schießen konnte die Waffenbrüder" beruhigen. Erstens legt er auf Massenpublikum keinen Wert und zweitens muss jedermann – „selbstverständlich auch die Damen" ? beim Eintritt in die Schießhalle einen Personalausweis und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
Bevor der erste Schuss abgegeben wird, erfolgt nach Reineckes Worten eine Einweisung im Umgang mit der Waffe: „Die Sicherheit steht selbstverständlich an erster Stelle.“ Auch der Preis dürfte potenzielle Djangos aus dem Emsland oder den grauen Hamburger Vororten
abschrecken: Das Etablissement soll nach Art der kommerziellen Fitnesscenter betrieben werden. Die Aufnahmegebühr betragt 400 Mark, hinzu kommt ein Monatsbeitrag von 100 Mark und für die Schießstunde müssen jeweils 25 Mark abgedrückt werden. Doch was macht Reinecke, wenn die Könige des Hamburger Kiez die Schießstände als Übungsgelände entdecken? „Keinem steht auf der Stirn geschrieben, was er wirklich vorhat", antwortet der Rechtsanwalt und hofft, dass das Beschaffen eines Führungszeugnisses Abschreckung genug ist. Sein Zielpublikum seien solche Menschen, die, von Berufs wegen" mit der Waffe umgehen müssen und ernsthafte Sportschützen, denen der Verein zu bieder ist. Bei der Ordnungsbehörde der Hansestadt hat man gegen diese Art der Freizeit
beschäftigung nichts einzuwenden: Grundlage der Betriebserlaubnis seien die waffenrechtlichen Bestimmungen, sagt Behördensprecherin Sorina Weiland und fügt hinzu: „Im Prinzip behandeln wir die Einrichtung wie einen Sportschützenverein halt nur ohne Kirmes und Festumzug.“ Sicherheitsbedenken gebe es auch keine, da der Betreiber versichert habe, „nicht jeder kann drauflosballern.“ Außerdem sei dem Amt zu Ohren gekommen, dass „Polizisten nebenberuflich dort tätig sind“, wie Weiland der FR sagte. Zudem wurde die Einrichtung von einem Schießsachverständigen unter die Lupe genommen und der hatte ? außer ein paar Kleinigkeiten – nichts zu mäkeln Im Angebot hat Reinecke Automatic?Pistolen, doch viel lieber wollen die Schützen einen großkalibrigen Trommelrevolver, weiß er. Die 44er Magnum oder die Smith& Wesson wird aus verschiedenen Distanzen auf feste und bewegliche Ziele gerichtet; Reinecke demonstriert: Waffe laden, zielen, schießen, Stellungswechsel und wieder schießen. Der Krach ist ohrenbetäubend, doch außerhalb der Schießbahn ist nur ein leises „Plupp“ wie bei Verona Feldbuschs Spinat zu hören, so dick sind die Wände gepolstert. Auch der Fußboden ist mit dicken Gummimatten belegt, so dass es nicht zu Querschlägern kommt. Reinecke: „Hier ist gedämpft und sicher wie in einer Gummizelle.