Die mechanischen Vorgänge beim Schießen mit Pfeil und Bogen sind gut geklärt. Sie können so genau beschrieben werden, dass alle wichtigen Einflüsse erfasst und vorausberechnet werden können.
Der wichtigere Teil, die Vorgänge im Gehirn und im Körper des Schützen sind um Größenordnungen komplexer und extrem schwierig beschreibbar. Ein Punkt dafür ist sicherlich die begrenzte/verzögerte Aufnahmefähigkeit und Informationsverarbeitung im Gehirn, sodass der Schussvorgang von innen eigentlich nicht beschreibbar ist.
Ich habe hier versucht auf analytische Weise den Schussvorgang aufzufächern um Möglichkeiten zu bieten, Entscheidungen zu treffen, wo und mit welchem Erfolg Eingriffe von außen zweckmäßig sind.
In " mit System ins Gold" und "Bogenschießen, trainingswissenschaftliche Grundlagen" wurde ebenfalls in dieser Richtung gedacht, aber die sog "Task-diagramme" sind meiner Meinung nach nicht genügend aussagekräftig, da sie der Vernetzung der Entscheidungen, Handlungen, die noch zusätzlich teilweise gar nicht bewusst gesteuert werden können, nicht gerecht werden.
Der Schussvorgang ist hier in Form eines Algorithmus abgebildet, der Handlungen, Auswirkung der Handlungen und Entscheidungen vernetzt.
Diese Darstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Richtigkeit der Darstellung. So sind Handlungen, die zur Vorbereitung des Schusses gehören, bei weitem nicht vollständig, und ob der Aufbau so stimmt wie hier dargestellt, ist mit Sicherheit mehrere Betrachtungen wert.
Nun einige Erklärungen:
Handlungen/Auswirkungen dieser Handlungen sind Rechtecke. Die Pfeile bezeichnen den zeitlichen Ablauf. Bestimmte Rechtecke sind anklickbar. Bei Anklicken öffnet sich der Kommentar, der zu dieser Handlung gehört.
Rauten bezeichnen Entscheidungen. Der "Ja" Weg ist nicht extra bezeichnet, die "nein" Entscheidung ist durch "nein" gekennzeichnet. Auch hier sind relevante Entscheidungen, die nicht selbsterklärend sind,anklickbar.
Die blaue Ellipse umfasst den bewussten Bereich, der selbstverständlich nicht vollständig ist. So fehlt der sehr wichtige Bereich des Standeinrichtens, der ja einmal vor Beginn des Wettkampfes und auch bei jeder Passe erfolgt.
Die Einrichtung des Standes "vor" dem Schuss ist ebenfalls nicht explizit ausgeworfen, da sie parallel zu den anderen Handlungen erfolgt. Wie schon gesagt, dieses Modell ist nicht vollständig. Jeder Trainer/Trainerin könnte es selber theoretisch ergänzen.
Die rote Ellipse umfasst den Bereich des unbewussten Handelns. Die sich ergebende Schnittmenge ist nicht zufällig, sie könnte theoretisch sogar noch weiter nach oben wandern, das hängt vom Trainingszustand und vom Stil ab. (Der Zen- Schütze oder Instinktivschütze wird fast alles unbewusst durchführen (wollen).
Hier das Modell des physiologischen Schussablaufes.Zur Historie:
Ich habe dieses Modell bereits um 1985 entwickelt und skizziert. Diese Skizze samt Kommentar ist hier abgebildet und kann durch Klicken angezeigt werden.
Aktualisiert im Dez 2014