Einige persönliche Eindrücke vom 2. Grand Prix Turnier der Nationen vom 27.5.-1.6.2002 in Erlangen

Es war mein erster Einsatz als Kampfrichter bei einem großen internationalen Turnier mit fast 300 Schützen aus über 30 Nationen. Fast alle Nationalteams waren am Start. Um nur einige zu nennen: Italien, Österreich, Belgien, Niederlande, Türkei, Schweden, Norwegen, Groß-Britannien, Russland, Weißrussland usw. Sogar vier „Wüstensöhne“ aus Qatar waren dabei.

Am weitesten angereist waren eine chinesische Mannschaft und ein Team aus Venezuela.

Nach Dauerregen am Montag, dem Anreisetag der Nationen, begann am Dienstag zaghaft die Sonne zu scheinen, als das offizielle Training begann. Die Kampfrichter aus Deutschland

wie auch 4 internationale FITA-Kampfrichter aus Luxemburg, Spanien, Mongolei und Uganda hatten alle Hände voll zu tun, die Materialkontrolle zu bewältigen.

Kampfrichter Die internationale Kampfrichtermannschaft. Helga ist rechts das Mädchen!, (Klick das Bild!)>Am Nachmittag fand um 17 Uhr die offizielle Eröffnungsfeier statt mit Einmarsch der Nationen mit ihren Fahnen und den Kindern des ausrichtenden Vereins als Träger der Nationen-Schilder. Hinter dem Schild „Ireland“ folgte ein einziger Schütze, der gleichzeitig auch die Fahne trug. Ich habe mal mit ihm zusammen in Bingen geschossen und er bezeichnete sich als den einzigen Bogenschützen in Irland. Er scheint es geblieben zu sein!

Es war lustig die Stöpsel zu beobachten, was ihnen so einfiel was man mit den Schildern so alles anstellen konnten als die üblichen Reden gehalten wurden. Danach war dann eine kleine Party auf dem Platz.

Endlich ging am Mittwoch der Wettkampf mit der Qualifikationsrunde los. Morgens starteten

die Recurve-Damen (74 Teilnehmer) und die Compound-Herren (50 Teilnehmer), 

am Nachmittag 

die Recurve-Herren (103 Teiln.) und die Compound-Damen (23Teiln.). 

Wie erwartet führte Natalia Valeeva aus Italien das Feld an und beschloss mit 649 Ringen den Wettkampf. Beste Deutsche war Wiebke Nulle auf dem 5. Platz mit 637 Ringen. Auf dem 11. Platz folgte Conny Pfohl mit 627, Barbara Kegelmann (Mensing) auf Platz 19 (621) Monika Berg 22. (618) Sabine Striegl 34. , Jutta Schneider 36.Anja Hitzler 43 Britta Bühren 61. 

Damit hatten alle deutschen Schützinnen die Elimationsrunde der besten 64 erreicht. Cornelia Pfohl Schießlinie, in der Mitte Cornelia Pfohl Bei den Compoundern legte Dejan Sitar aus Slovenien mit 688 Ringen den Maßstab recht hoch. 

Hier war Markus Gross bester Deutscher mit 671 Ringen auf dem 11. Platz, 

mit gleicher Ringzahl folgte Robert Hesse auf Platz 12. 

Jörg Scheiba belegte mit 655 Ringen den 31. Platz und Thomas Bausch mit 636 den 46. Platz.>

Bei der Teamwertung kam Deutschland (Recurve-Damen) nur auf Platz 5, da man die beste Deutsche, Wiebke Nulle nicht aufgestellt hatte, sonst hätten unsere Damen den 3. Platz belegt.

>Auch die Compound-Schützen belegten lediglich den 6. Platz.

Am Nachmittag bei strahlend schönem Wetter legten die Recurve Schützen und die Compound-Damen los. 

Michele Frangilli aus Italien führte wie so häufig das Feld an und beendete mit 664 Ringen den Wettkampf. 

Michael Frankenberg belegte mit 645 Ringen Platz 7, 

Frank von Dincklage mit 640 Ringen Platz 13, 

dicht gefolgt von Christian Stubbe auf Platz 15 mit 637 Ringen, Alexander Fröse Pl.32 (625), Markus Müller (PL.40, 622),Jens Pieper (PL.42), Erich Kloos (Pl. 60 ). Damit hatten auch fast alle Männer das 32.tel Finale erreicht.  Christian Stubbe Rechts, mit Start Nr. 16A Christian Stubbe Immerhin musste der 64. Schütze noch gut über 600 (613) schiessen , um eine Runde weiter zu kommen.

Bei den Compound-Schützinnen belegte Bettina Thiele mit 654 Ringen Rang 3, die erste war Huriye Eksi-Kahraman aus der Türkei mit 672 Ringen. Die anderen deutschen Schützinnen belegten Platz 6( Andrea Weihe), Platz 11 (Petra Dortmund) und Platz 20 (Dorit Landesfeind), der Shooting-Star bei den Compounderinnen, die sichtlich nicht zu ihrem Rhythmus fand face="Arial,Helvetica">

In der Team-Wertung Herren-Rec. belegte Deutschland Platz 3 und die Compounderinnen Platz 1.

Am Donnerstag starteten morgens die Compound-Schützen mit dem 32.tel Finale , danach 16.tel Finale und die Compound-Damen stiegen dann beim 8.tel Finale mit ein. Leider mussten Robert Hesse und Markus Gross im 8.tel Finale die Waffen strecken, beide unterlagen deutlich mit 4 bzw.5 Ringen ihren Gegnern. Bei den Damen qualifizierten sichBettina Thiele und Petra Dortmund für das 4.tel Finale am Freitag. face="Arial,Helvetica">

Am Nachmittag begannen die Recurve-Schützinnen mit dem 32.tel Finale. Wiebke Nulle, Jutta Schneider, Barbara Kegelmann, Cornelia Pfohl, Anja Hitzler und Sabine Striegl erreichten auch noch die nächste Runde. Dann schossen Cornelia Pfohl und Anja Hitzler im 16.tel Finale gegeneinander, wobei sich die grössere Erfahrung von Cornelia Pfohl wohl auszahlte und Anja Hitzler ausscheiden musste. In der nächsten Rund erwischte es jedoch auch die Conny: sie musste sich der späteren Siegerin Juan Juan Zhang geschlagen geben, während Wiebke Nulle das 4.tel Finale erreichte.

Auch die anfangs führende Natalia Valeeva zog bereits im 16.tel Finale den kürzeren und schied gegen die 33. der Qualifikation aus.

Kommen wir zu den Recurve-Schützen: hier marschierte Michele Frangilli ungeschlagen bis ins Halbfinale durch. Von den deutschen Herren erreichten nur Michael Frankenberg und Frank von Dincklage noch das 8.tel Finale, schieden dann aber beide aus. Ich war dabei direkt hinter Michael Frankenberg und konnte beobachten wie er nach und nach sein Selbstvertrauen verlor. Er setze teilweise einen Pfeil 3-4 mal ab. Schade !

Am Freitag dann die echten Final-Runden: beim 4.tel und Halb-Finale wurde noch nach der herkömmlichen Methode geschossen, während bei den Bronze- und Gold- Finals schon ein Hauch von Olympia wehte. Dabei steht 1 „Line-Judge“ bei den Schützen, wobei mit Hochwerfen einer Münze gewählt werden darf, wer mit dem Schießen beginnt, da dann im Wechsel geschossen wird. Beide Schützen stehen auf der Linie, der erste schießt einen Pfeil, dann wird seine Uhr angehalten und der 2.Schütze darf schießen, bis jeder seine 3 Pfeile geschossen hat. In einem Unterstand seitlich der Scheiben sitzen die „Target-Judges“, werten die Pfeile und geben die Werte per Funk an die Anzeige weiter. Die Schützen haben eine Vertrauensperson entsandt, die die Werte kontrolliert und die Pfeile zieht. Dann schießen die Schützen ihre nächsten 3 Pfeile und in der Zeit, wo wieder gewertet wird, bringen die „Arrow-Runners“die Pfeile wieder zu den Schützen.

Bei den Recurve-Schützen musste sich Michele Frangilli im rein italienischen Duell seinem Freund Ilario di Buo geschlagen geben, errang dann aber gegen Georgios Kalogiannidis aus Griechenland (grosse Freude bei den Griechen, dass ihr Mann so weit gekommen war) die Bronze Medaille. Ilario di Buo setzte sich gegen Belgiens grosse Hoffnung Nico Hendrickx mit 105 zu 104 durch.

Bei den Damen mit dem Recurve-Bogen unterlag Wiebke Nulle der späteren Silbermedaillen-Gewinnerin Alison Williamson und leider auch im Kampf um Bronze der Türkin Natalia Nasaridze. 

Den 1. Platz belegte eine strahlende Juan Juan Zhang aus China

Bei den Compound-Schützinnen erwischte es Petra Dortmund im 4.tel Finale. Sie schied gegen die spätere Goldmedaillengewinnerin Gladys Willems aus Belgien aus. Bettina Thiele unterlag im Halbfinale der Türkin Huriye Eksi-Kahraman, im Finale dann die Silbermedaillengewinnerin.. 

Bettina Thiele errang die Bronzemedaille gegen die überraschend starke Venezolanerin Maria-C. Suarez.

Bei den Compound-Schützen siegte ein Geburtstagskind: der Däne Tom Henriksen im Stechen gegen Goran Villi aus Kroatien, das Bronze-Medaillen-Match machten 2 Slowenen unter sich aus, Dejan Sitar errang Bronze, sein Landsmann Raiko Usaj musste sich mit dem undankbaren 4. Platz begnügen.

Am Samstag fanden dann die Team-Wettbewerbe statt. Freitag hatte das Bayrische Fernsehen schon 2 Ü-Wagen und etliche Kameras herangefahren und aufgebaut. Nicht immer zur Freude der Schützen und ihrer Trainer rannten die Kameraleute, Kabelaffen usw. dann mit über das Wettkampffeld. Aber was tut man nicht alles für ein bisschen Publicity.

Die Teamwettbewerbe bei den Recurve-Damen liefen aus deutscher Sicht nicht so gut. Bei Gleichstand mit dem zweithöchsten Ergebnis im Viertelfinale schieden die deutschen Damen gegen Polen im Stechen aus. Die Goldmedaille errangen die Italienerinnen , Silber China, Bronze Türkei, Polen Vierte.Auch bei den Recurve Schützen standen die Italiener oben auf dem Treppchen, 2. die US-Boys mit Vic Wunderle, dritte Polen, vierte Dänemark. Die deutschen Männer waren im 4.telFinale gegen die USA ausgeschieden.

Erfolgreicher waren die Compounder: die Herren erreichten die Silbermedaille hinter Dänemark, vor den starken Niederländern und Spanien.

Fast so erfolgreich waren die Damen mit dem Compoundbogen. sie erreichten die Bronze-

Medaille hinter Venezuela ( die wohl selber am überraschtesten waren) und den Niederlanden, vierte wurden die Türkinnen

Bleibende Eindrücke? Ja, das gute Klima auf dem Platz, meistens freundliche Schützen und bemühte Trainer, die tolle Zusammenarbeit der Kampfrichter unter der Leitung von Pol Ney aus Luxemburg, der immer ruhig und besonnen blieb.

Bei fast allen Schützen und Schützinnen fiel mir die sehr sorgfältige Arbeit am Anker auf und das ziemlich hohe Tempo beim Schießen. Selten gab es Schwierigkeiten bei der Wertung, nur wenige Male wurden 3 Kampfrichter zitiert.

Am positivsten fielen mir die Italiener auf, deren Teamgeist sehr stark war. Kam ein Mitglied der Mannschaft weiter, standen alle anderen hinter ihm und feuerten ihn an. Bei der Siegerehrung waren sie die fröhlichsten (sie hatten ja auch allen Grund dazu!) und sangen kräftig ihre schwungvolle Nationalhymne mit:

Alles in allem eine schöne und interessante Woche. Ich würde es sofort noch einmal machen!

Helga Melin