Wurfarme für Recurvebogen

Es werden hier drei charakteristische Wurfarmtypen miteinander verglichen. Dabei geht es nur um den Wurfarm, alle anderen Aspekte wie Feinabstimmung des Systems sind nicht Gegenstand dieses Artikels. Der erste Wurfarmtyp ist eine Yamaha Fiberglas-Holzkonstruktion aus den Jahren um 1995. Er wird bis heute auf dem Yamaha-Super Forged, das ist ein Aluminiummittelteil, das durch ein genau definiertes Kaltformschmieden verfestigt wurde, mit einer Auszugslänge von 77cm geschossen.

Die Borderwurfarme (Carbon) habe ich selber vermessen, Als Mittelteil diente ein Hoyt 25" Mittelteil

Die Wurfarme von Uukha habe ich nicht selber vermessen, der Besitzer lieferte mir vertrauenwürdige Daten, die einen entsprechenden Verarbeitungs/Rechenaufwand lohnten. Die Genauigkeit reichte auf jeden Fall für diesen Vergleich aus.

Definitionen

• P_Pot:
  Die im System durch den Auszug gespeicherte Energie. Sie setzt sich nach dem Lösen in kinetische Energie des Pfeiles, der Sehne und der Wurfarme um
• Federsteife:
  (Smoothness) sie gibt, um wieviel sich die Kraft ändert, wenn der Bogen gespannt wird. Im Endauszug ist sie eine wichtige Größe, denn sie bestimmt, ob der Bogen dann, wenn es wichtig ist, sich geschmeidig weiterspannen läßt. Sie kann nicht durch einfaches Spannen eines Bogens beurteilt werden, weil sie dann fast 100%ig mit der aktuellen Endhaltekraft verwechselt wird. Von psychologischen Spielereien ganz abgesehen:
  "Boah, ist das ein schöner Bogen, der gefällt mir, darf ich ihn mal spannnen?" "Ja, natürlich...." "Ohhhh, der zieht sich ja butterweich...."
  Tabelliert ist der Wert im Endzug.
• v₀:
  Die Anfangsgeschwindigkeit des Pfeiles alleine ist kein Qualitätmerkmal, dazu hängt sie von zu vielen Größen ab, die hier nicht alle aufgezählt werden sollen.
• v_Leerschuss:
  Damit ist die Geschwindigkeit gemeint, die ein virtueller Nockpunkt an der Sehne erreichen würde, wenn die Sehnenmasse und die Pfeilmasse als "0" angenommen werden. Diese Zahl beschreibt sehr schön den konstruktiven Aufwand, der betrieben werden muß, um mit leichten Wurfarmen eine hohe potentielle Energie zu speichern. Selbstverständlich haben Auszug und Endhaltekraft Einfluss, d.h. es können nur Systeme wirklich verglichen werden, bei denen denen Auszug und Endhaltekraft ungefähr gleich gehalten wurden.
• Endhaltekraft:
  Diese Kraft spürt der Schütze während der Endphase des Spann- und Zielvorganges. Sie ist ein wichtiges Kriterium, um das System Pfeil-Bogen richtig auf den Schützen abzustimmen.
• m _Wurfarm:
  Damit ist die dynamisch relevante Masse des Wurfarmes gemeint, sie und die Masse der Sehne sind verantwortlich für den Wirkungsgrad des Systems, d.h. wieviel von der hineingespeicherten Energie in kinetische Energie des Pfeiles umgewandelt wird. m _Wurfarm
wird wie hier beschrieben, bestimmt

Ergebnisse

Die Untersuchung der drei Typen wurde so durchgeführt, dass alle den gleichen Auszug, die gleiche Pfeil- und Sehnenmasse hatten. Die Auszugskraft habe ich nicht mehr normiert, ich denke, da wären keine wesentlich anderen Ergebnisse gekommen. Klickt man auf die Werte bei "Federsteife" bzw "Endhaltekraft" sieht man das zugehörige Diagramm. Bei dem Diagramm Endhaltekraft ist zu beachten, dass die Ordinate um den Faktor 1000 verkürzt wurde, um ein anschauliches Bild zu erhalten.

Ja, ich habe mal meinen Fundus durchgestöbert nach W+W und Hoyt Wurfarmen, da habe ich hinsichtlich der Federsteife nix vergleichbares zu Border gefunden. Die kleinsten vergleichbaren Werte waren 2,8 und 4,2. Uukha ist auf dem richtigen Weg, aber da gibt es noch viel zu tun. Border war schon vor 25 Jahren ein Geheimtip bzw eine Traummarke... Ich habe die uralten Fiberglasswurfarme mit Absicht als Vergleich genommen, damit sich jeder ein Bild vom Fortschritt machen kann.

Am 13. März hatte ich Gelegenheit, Hoyt-Quattro Wurfarme (Bogenlänge 66" auf 25" Mittelteil) zu vermessen. Auffallend ist hier die hohe Leerschußgeschwindigkeit, sie zeigt auf eine sehr gute Energiespeicherung bei geringer dyn. rel. Wurfarmmasse. Allerdings hat der Bogen bei dieser Auszugslänge eine relativ hohe Federsteife von ~4N/cm. Dazu ist zu bemerken, dass die Schützin bei ihrem (kürzeren) Auszug eine Federsteife von 3N/cm hatte und diesen Auszug beim Kauf als sehr angenehm und weich empfand. Nur... Ihre alten Wurfarme hatten exakt die gleiche Federsteife. Soviel zum "gefühlten" butter... samt... kuschelweichem Auszug und zu den Kommentaren dazu in den entsprechenden Foren.

An dieser Stelle "Danke" an die User vom Bogensportforum, die mir die Werte überlassen haben, bzw sogar soviel Vertrauen hatten, die Wurfarme mir zu schicken.

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