Einige Gedanken zum Training der allgemeinen konditionellen Eigenschaften mit besonderem Hinblick auf die Schnelligkeit.
Eine meiner wichtigsten Beobachtungen bei den Olympischen Spielen war die Schnelligkeit mit der die Schützen ihren Schuß ausführten.
Was versteht man allgemein unter Schnelligkeit?
Unter Schnelligkeit wird die Fähigkeit verstanden, höchstmögliche Bewegungs-geschwindigkeiten zu erzielen (Grosser 1986).
Schnelligkeit gehört zu den 5 allgemeinen konditionellen Eigenschaften, die Letzelter 1979 so definierte:
Kraft
Ausdauer
Schnelligkeit
Beweglichkeit (Gelenkigkeit)
Gewandtheit (Koordination)
Diese Eigenschaften können je nach Sportart mehr oder weniger trainiert werden.
Welche davon braucht der Bogenschütze?
Er braucht Kraft um den Bogen stabil am ausgestreckten Arm halten zu können. Er braucht Kraft , um das Zuggewicht seines Bogens bewältigen zu können, da er bis auf 90/70 m schießen muß, kommen da einige Newton auf ihn zu!
Er braucht Ausdauer: 72 Pfeile oder wie bei der FITA-Runde über 4 Distanzen 144 Pfeile erfordern eine stabile, ausdauernde Muskelleistung, die nur ein gesunder Kreislauf garantieren kann.
Er braucht Schnelligkeit. Das Zusammenspiel von Nerv und Muskel, die sogenannte Reaktionsschnelligkeit ist zum größten Teil angeboren und kann nur bedingt trainiert werden. Auch die Anzahl der schnellzuckenden weißen Muskelfasern ist anlagebedingt und unveränderbar.
Er braucht Beweglichkeit. Durch gezieltes Dehnen bestimmter Muskelgruppen
wird der Muskeltonus reduziert. Dies sollte aber unmittelbar vor dem Training oder Turnier nicht allzu sehr ausgedehnt werden, da beim Spannen des Bogens ja Muskelspannung notwendig ist.
Er braucht Koordination. Gerade beim Bogenschießen ist das Zusammen- wirken von Zentralnervensystem und Muskulatur von großer Bedeutung, da der Bewegungsablauf sehr komplex ist. Eine Verbesserung der Koordination wird durch ständige Wiederholung des Bewegungsablaufs erreicht. Man unterscheidet :
-
intermuskuläre Koordination= harmonisches Zusammenspiel der an der Bewegung beteiligten Muskeln
intramuskuläre Koordination=Nerv-Muskel-Zusammenspiel eines einzelnen Muskels.
Was kann der Bogenschütze also tun um zu einem gezielten aber schnellen Bewegungsablauf zu kommen?
Er kann als erstes seine Muskulatur durch Dehnübungen flexibel halten. Er kann durch Aufwärmen seine Muskeltemperatur erhöhen: ein warmer Muskel hat kürzere Nervenleitzeiten (= schnellere Reaktion) und eine schnellere Kontraktion der Muskelfasern (=schnellere Bewegungsausführung).
Er kann seinen Bewegungsrhythmus verbessern.
Er kann seine Technik verbessern.
Um also zu einer schnelleren Ausführung des Schusses zu kommen, benötigt der Bogenschütze hauptsächlich eine Schulung seiner koordinativen Fähigkeiten.
Er übt einen stereotypen Ablauf ein: er nimmt seine immer gleiche Stellung an der Schießlinie ein, er hebt den Bogen ohne unnötige Bewegung an (kein Hoch-schwenken über die Scheibe), er zieht die Sehne „schnörkellos“ bis zum Ankerpunkt. er führt seinen Endzug zügig aus, er löst in Ruhe (ohne zu rucken) und hält 2-3 sec nach.
Jeder Schütze sollte seinen individuellen Schießrhythmus bestimmen, z.B. mit der unter „Technik“ beschriebenen Methode der Zeitnahme durch einen Dritten und Registrierens der Treffer. Wichtig ist kontinuierliches Spannen, sowie die konsequente Ausführung des Endzugs.
Kein Verweilen unter Vollauszug, weil der Klicker nicht kommt. Das übersäuert den Muskel und er versagt. Resultat: Zusammenfallen und nach vorne Lösen.
Trainingsmöglichkeiten zu 1.
leichtes Hanteltraining, Theraband-Übungen.
zu 2:.
Laufen, Schwimmen, Radfahren.
zu 3:.
siehe Text.
zu 4:.
Gymnastik, Stretching.
zu 5:.
Übungen mit dem Bogen auf die blanke Scheibe..
Alle ins Gold!!!