"Feintuning", hübscher Ausdruck, klingt nach professionellem Abstimmen des Systems Pfeil-Bogen... Da sollen bei professionellen "Walk-Back" Tests der unbefiederte Pfeil millimeterganau links oder rechts, wie auch immer der spitzenschützige Guru es dem wißbegierigem Newcomer einflüstert, stecken und dann ist sichergestellt, dass der Wettkampfpfeil von alleine die Mouche trifft. Damit der "Blank"schaft aber wirklich den -vermeintlichen- Gegebenheiten entspricht, wird er hinten mit Tesakreppband beschwert, um die Masse der fehlenden Federn auszugleichen.
1g entspricht rund 18cm Lötdraht, Durchmesser 1mm oder 333mm Tesakreppband, 30mm breit. Und das soll am Heck des unbefiederten Pfeiles befestigt werden, um sicherzustellen, dass sich, ja weshalb und warum und überhaupt der unbefiederte Pfeil sich massenmäßig wie der mit Plastikfedern befiederte verhält? Wer hat denn so etwas aufgebracht? Sicherlich ein Spitzenschütze... Und ein Trainer C meint dann, was mein Spitzenschütze oder ein Weltklassespitzenschütze sagt, ist so richtig, das muß ich veröffentlichen... Ohne zu hinterfragen... Wie könnte ich an der Aussage eines Spitzenschützen auch nur zweifeln???? Wie ist das mit Fake News?????
Außenballistisch (Entfernungen größer als 20m) ist es sowieso Unsinn, mit unbefiederten Pfeilen zu schießen. Schon hier habe ich mich über die Aussagen eines Spitzenschützen lustig gemacht, und zwar in außenballistischer Hinsicht. Und Walk-Back (Gabriel- und BergerTest) ist noch lustiger: Jeder Pfeil hat seine eigene Biegeschwingungsfrequenz. Und wenn man denn die Schußentfernung ein klitzebißchen ändert, trifft der Pfeil gerade mal im geraden Zustand und ungerade während seiner max. Durchbiegung auf. Das alleine kann horizontal schon 3-5cm ausmachen. Darüber haben wir uns (ein paar Leute, die sich mit solchen Dönnekens auskannten schon vor über dreißig Jahren lustig gemacht... Da war das Rechnen nur nicht so einfach... Und jetzt gucke ich mal, was denn so innenballistisch herumkommt.
Was macht 1g am Heck innenballistisch aus? Wie wirkt sich die Masse auf die Abstimmung aus? Als Beispiel nehme ich einen wohlabgestimmten Pfeil, der noch zusätzlich hinsichtlich seiner Masse optimiert wurde. Der geht aus dem Bogen sozusagen wie Schmitt's Katze... (65m/s bei 180N)
Bei einer Pfeilmasse von mPfeil=0,0174kg (extra so gewählt, damit die Federnmasse von 1g überhaupt spürbar wird), ändert sich die primäre Durchbiegung um 1cm und der minimale Freigang zwischen Pfeilschaft und Button um 1mm. An der Abstimmung ändert sich also überhaupt nichts. Und natürlich ist die Änderung der Anfangsgeschwindigkeit unter Datenschrott des Rechners einzuordnen, also von 65,4 auf 65,3m/s.
Andersherum habe ich mit meinem Modell nachweisen können, dass ein wohlabgestimmtes System kippen kann, wenn es stark zur steifen Seite abgestimmt ist: Eine Änderung des Spines von 730 auf 760 (das entspricht einer Durchbiegungsänderung bei der Messung des Spines von 0,8mm), kann bewirken, dass der Pfeilschaft am Button anklatscht.
Wie soll man also sein System tunen?
Man muß erstens Geld in die Hand nehmen und mehr Pfeile der wohlabgestimmten Sorte anschaffen, als es tatsächlich notwendig wäre. Und ich behaupte jetzt frech: Umso mehr Pfeile je billiger die Schäfte sind. Mit diesen Pfeilen schießt man auf Wettkampfentfernungen seinen Turniersatz aus, und zwar nach dieser Methode
16.März.2017 Centerstellung rechts bei Rechtshandschützen
Da schreibt ein User, dass er als Rechthandschütze die Centerstellung des Pfeiles nach rechts, also zum Bogenfenster hin um mehr als den Pfeildurchmesser gestellt hat, und ganz tolle Treffbilder damit schießt. Fein.
Es ist prinzipiell egal, ob der Pfeil links oder rechts außermittig liegt, Hauptsache, er liegt einen Ticken schräg, damit er weiß, in welche Richtung er sich beim Lösen zuerst biegen soll. Nun ja, die Angabe ist hiermit leicht überprüfbar. Ich mach es mal mit folgenden Werten:
Tja, dann darf der Button nur 7,2mm vorstehen. Und wenn der Centerschnitt nur 10mm ist, dann sind es gerade mal 6,2mm. Da werden sich die Federchen der Pfeile aber echt freuen, dass sie das Mittelteil des Bogens bei jedem Schuß so zärtlich streicheln dürfen. Nun ja, der user hat sich mit der Abstimmung (7000 Schuß, mit unbefiederten Pfeilen bis auf über 50m...wie er schreibt) ja scheinbar richtig Mühe gegeben. Da sieht man, wohin es führt, wenn man Außenballistik mit Innenballistik verwechselt. Die Centerlage könnte Einfluss auf das Treffbild haben, dass streite ich nicht ab. Es wird aber egal sein, ob nach links oder nach rechts. Zu solchen Verschlimmbesserungen (die Pfeilanlage noch näher an das Mittelteil heranzubringen als notwendig) wie es dieser User anpreist, kommt es bei der Abstimmung nur, wenn man versucht, auf alle Entfernungen die gleiche Seiteneinstellung zu erreichen. Aber, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Es wird genügend Unbedarfte geben, die diesen Unsinn ausprobieren werden.
Ja, der user ist ein Spitzenschütze. Nach seinen Angaben war er bei der Weltmeisterschaft (welcher????) Vierter. Wenn man seine Eintragungen ernst nimmt, müßte er ein Österreicher sein... Da habe ich bei der WA jedenfalls keinen gefunden. Ich kenne auch eine Schützin, die bei einer Weltmeisterschaft (nicht WA) Zweite war...
Aber, klar, die Tuningmethoden und Einstellungen eines Spitzenschützen der an irgendeiner Weltmeisterschaft (ich verkneife mir die Anführungszeichen...) teilgenommen hat, sind natürlich ein heiliger Gral und stehen über jeder Kritik... Lach...