WIAWIS, eine Produkteinführung, Artikel im Bogensportmagazin Nr. 2 April/Mai 2020

Hier wird ein neuer Bogen von WIAWIS vorgestellt, der Artikel im Bogensportmagazin firmiert unter dem Ausdruck "Produkteinführung." Geschrieben ist er von Arne Metzlaff, ein Bogenschütze, der (Stand Mai 2020) Physik studiert. Es geht hier um die MXT Wurfarme und dem Radical Pro Mittelteil.

Nach diesen Angaben verbaut die Firma Graphen, eine Carbonform, die im Nanobereich überraschende Eigenschaften hat. Bis jetzt ist mir allerdings kein Bauteil bekannt, dass durch Graphen revolutionäre neue Eigenschaften hat (z.B. Durchsichtigkeit bei extrem hoher Festigkeit) Hier wird der Eindruck erweckt, dass dieses Material den Wurfarmen ganz tolle Eigenschaften verleiht. und darüber berichtet Metzlaff.

Nun, Metzlaff preist das Graphen in den höchsten Tönen, (Zitat: "Stärker als Diamant") ...hhmm "stärker"??? Irschendwie habe ich Diamant noch nie mit "Stärke" in Verbindung gebracht... Ist die Verführungskraft gemeint??? OK, meinen tut er möglicherweise die Härte... Er schreibt, dass mit diesem Material "die Performance eines Bogens deutlich gesteigert werden kann". Das einzige Beispiel, dass ich gefunden habe, bei dem Graphen bei einem mechanischen Bauteil verwendet wurde, war ein Fahrradrahmen, konventionell aus Carbonfasern, bei dem eine Schicht aus Graphen außen angebracht war. Der Rahmen war genauso schwer wie ein konventioneller Carbonrahmen, also 750g, und es war nur eine Konzeptstudie. Der Graphenanteil hatte keinerlei Einfluss weder auf die Masse noch auf die Festigkeit des Rahmens. Dass mechanische Bauteile aus Graphen gebaut werden, ist Science Fiction, aber sowas von. Der Graphen-Foam-Core des Mittelteiles soll durchsichtig sein? Na klar, weil die Kunststoffmatrix durchsichtig sein kann, aber nicht weil da eine Schicht Graphen eingebaut ist.

"Hochfestes Carbon" wird für die Wurfarme verwendet. Na toll. Die Festigkeit des Werkstoffes hängt vom prozentualem Anteil der Carbonfasern am Kunstoffverbund ab. Und wenn die Fasern unidirektional liegen, also in Richtung der auftretenden Zugspannungen, werden Carbonanteile über 10% die Wurfarme sehr sehr steif machen. Liegen die Carbonfasern im Kreuzverbund, wird ein Anteil von bis zu 50 % möglich sein. Das sind alles Nullaussagen des Autors.

Weiter redet er von Vibrationen und Sehnenbewegungen, die eingeschränkt werden. Ja, Gerede, keine Nachweise... Testergebnissen gibt es nicht, die veröffentlichten Diagramme sind zur Beurteilung nicht brauchbar.

Die gezeigten Kraft-Weg Diagramme Klein, ohne Angabe der Dimensionen sollen die "Vorteile" der neuen Konstruktion zeigen? Einfach lachhaft.

UNd nun fängt der Autor an, über Weichheit (ne, nicht der Eier!!!) also in Neudeutsch "Smoothness" zu ... OK zu reden. Die kann man aber nur, wenn man Gelabere vermeiden will, über die Federsteife, ihre Änderung während des Auszuges und ihre Größe im Endauszug definieren und darüber argumentieren. Und dazu ist die dargestellte Grafik vollkommen unbrauchbar. Wie so etwas behandelt werden sollte ist hier als Beispiel
Border Entwicklung
und hier
Biegespannungen im Wurfarm
dargestellt. So sehen technische Bewertungen aus.

Der Autor redet nur von "Geschmeidigkeit des Auszuges", "Kraftzone", "Ausweitung der Powerzone", ohne die Begriffe in irgendeiner Art zu definieren. Es wird dem Leser überlassen, da selber irgendwelche Dinge hinein zu imaginieren

Die verwendeten Grafiken sind aus dem WIAWIS Katalog herauskopiert, hier ist der Link: https://wiawis.com/download/2019-WINnWIN-Catalog.pdf, Seite 8 Die Diagramme haben keine Ordinatenbezeichnungen, sind sehr klein, keine aussagekräftigen Überschriften, also unbrauchbar. Das -vermeintliche Kraft-Wegdiagramm- ist konventionell, nix Besonderes, das machen 200.-Euro Wurfarme auch...

Der Artikel ist eine "Produkteinführung", aber in meinen Augen eine sehr schlechte. Die Angaben und Beschreibungen der Firma werden kritiklos übernommen und mit unbewiesenen Behauptungen verstärkt, Beispiel:
Zitat: "Zusammenfassend ist festzuhalten, dass ..... das Schussgefühl deutlich verbessern, durch ein weicheres Ausziehen, bessere Pfeilgruppierung und mehr Verzeihlichkeit.
Zu den Wortschwurbeleien möchte ich mich am Ende nicht mehr äußern, zu einem Ausdruck: "Weicheres Ausziehen" aber ein letzter Kommentar:
Wenn die Wurfarme so ausgelegt sind, das am Ende, im Endzug eine sehr kleine Federsteife auftritt, das heißt, dass sich der Bogen in dieser wichtigsten Phase "weich", also sehr kleiner Kraftanstieg spannen läßt, muß die Federsteife am Anfang groß sein, damit der Bogen hohe Energie für eine gute Pfeilgeschwindigkeit speichern kann.

Ein schlechter Artikel, der praktisch nur public Relation der Herstellerfirma wiedergibt, ohne irgendwelchen informellen Nährwert.

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